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Freitag, 11. Mai 2018

Aquaristikcomputer & Terraristikcomputer - Teil 2

Wenn einer eine Reise tut ...

Nach dem ersten Teil habe ich vieles ausprobiert, getestet, verworfen, angepasst, reorganisiert und etliche Male wieder bei Null angefangen. Warum?

Manche Sensoren waren sehr empfindlich und die Verkabelung war schon manchmal ein Grund von abweichenden Werten. Andere Sensoren brauchen eine regelmäßige Rekalibrierung wenn sie im Dauereinsatz sind, auch wenn die Industrie einem manchmal vorgaukelt das es auch ohne geht. Aber für den Normalaquarianer - für mich - muss es dauerhaft ohne großen Aufwand sein. Die Technik soll einfach sein - ich will mich nicht der Technik anpassen.

Und nun?

Diese Erkenntnis, dass ich die Technik nicht anpassen kann (ich kann es nicht, vielleicht können es andere) hat zu einem großen Reset geführt. Danach habe ich mich immer wieder mit anderen Aquarianern unterhalten. "Was brauchst du oder willst du? Was davon ist wichtig, wirklich wichtig?" Die Ergebnisse waren vielleicht weniger überraschend wenn man etwas darüber nachdenkt.

Verständlicherweise waren alle technikaffinen Aquarianer sofort dabei eine Reihe der Sensoren auf zu führen, die ich bereits im ersten Teil angesprochen habe. Dann war meist meine Frage, ob einer der Sensoren helfen würde Verluste, die man in der Vergangenheit hatte, zu verhindern. Es sah nicht danach aus. Der Ausfall von Strom war häufiger der Auslöser von Verlusten. Geplatzte Becken, ein defekter Heizstab oder drastischer Abfall des pH Wertes waren andere Gründe. Gegen einen defekten Heizstab könnte man tatsächlich eine Notbremse einbauen, ein geplatztes Becken oder ein pH Sturz sind aber kaum sinnvoll abzufangen. Gegen Stromausfall hilft nur eine USV und die Hoffnung, dass der Strom schnell genug wieder da ist. Krankheiten kann kein bekannter Sensor erkennen.

Aber was braucht ein normaler Aquarianer jetzt überhaupt für die Automation? Sehr wenig. Einen Heizstab falls nötig und eine Zeitschaltuhr für das Licht - auf die Uhr verzichten manche sogar auch noch.

Was brauchst du!

Mit dieser Erkenntnis habe ich mir überlegt, was ich wirklich brauche und was ich vielleicht noch zusätzlich möchte. Ich, bzw. meine Garnelen, brauchen keine Heizung, aber es wird Licht für die Pflanzen gebraucht, daher möchte ich das automatisch schalten lassen. Und wenn möglich mit automatischer Sommer-/Winterzeit Anpassung. Und ich möchte das Licht bei Bedarf anschalten wenn Besuch kommt, aber falls ich das vergesse, soll es nicht dauerhaft weiter leuchten. I-Tüpfelchen: Das Ein- und Ausschalten soll auf Zuruf passieren - dank Alexa, Siri oder Google-Assistent.

Was brauche ich zum schalten von Licht? Richtig. Eine Zeitschaltuhr. Damit wäre meine komplette Automation schon abgedeckt. Die ist günstig zu bekommen und die meisten haben so etwas auch im Einsatz. Aber ich hatte auf der Wunsch Seite ja noch ein paar Punkte aufgelistet. Was geht davon ohne Riesenbastelei?

Intelligente Zeitschaltuhr
Tatsächlich gibt es auf dem Markt mittlerweile eine Reihe "Smart Sockets" - intelligente Steckdosen (bitte nicht über smart/intelligent philosophieren ...). Diese lassen sich auch meist mit Hilfe einer App steuern und das auch auf definierte Zeiten und dank Anbindung zu verschiedenen Smart Assistenten geht das auch alles auf Zuruf. Zufrieden? Hier könnte der Artikel enden. Tut er aber nicht.

Alles nur ge-cloud

Einerseits ist es so, dass manche der Steckdosen sobald sie in den manuellen Betrieb geschaltet wurden, auch darin verharren - ich will aber verhindern, dass das Licht dauerhaft brennt. Andererseits ist es so, dass eigentlich ausnahmslos alle Systeme durch die Cloud gesteuert werden. Ab dem 25. Mai 2018 wird durch die DSGVO hoffentlich transparent was da eigentlich über die Leitung geht, aber grundsätzlich versuche ich im Smart Home Bereich ohne Cloud aus zu kommen. Es kann ja nicht angehen, dass bei fehlendem Internet einfach nichts mehr funktioniert.

Jetzt wird es technisch

Bei meinem ersten Teil erwähnte ich den ESP8266. Das Kernstück der oben abgebildeten Steckdose ITEAD Sonoff S20 ist ein solcher Mikroprozessor. Die hauseigene Firmware kann einiges, hängt aber an der Cloud. Allerdings kann man diese Firmware austauschen um das zu erreichen was man erreichen will. Selbstverständlich könnte ich dank der genialen Arduino Anbindung (Hä? Was?) den ganzen Kram selber programmieren, aber warum wenn es auch ohne geht? In meinem Fall verwendete ich ESPEasy, weil es im Vergleich zu anderen Alternativen etwas hat was ich brauche - Regeln für die Automation.

ESPEasy hat eine Web Oberfläche. Sobald man die Firmware installiert hat, meldet sich das Gerät als ungesicherter WLAN Zugriffspunkt an dem man sich anmelden und das Gerät konfigurieren kann. Als erstes sollte man das Gerät in das eigene, hoffentlich gesicherte WLAN bringen. Anschließend müssen einige Parameter angepasst werden damit der ESP8266 mit der Hardware richtig umgehen kann. Auch die automatische Anpassung der Uhr sollte eingestellt werden. Anschließend installiert man Regeln die besagen wann die Steckdose an- und ausgeschaltet werden soll. Das war es schon. 😇 Eine detaillierte Zusammenfassung aller notwendigen Schritte findet sich hier.

UPDATE: Ich bin mittlerweile auf TASMOTA umgeschwenkt.

Und Smart?

Für das I-Tüpfelchen braucht es derzeit leider noch einen Zwischenschritt mit ESPEasy. Die einfachste Variante mit den Assistenzsystemen ein "smartes Gerät" lokal zu steuern ist das zu nehmen was alle ohne Umwege durch die Cloud ansprechen können - Philips HUE. Mit Hilfe der Software HA-Bridge kann man dies recht einfach emulieren. Es braucht etwas Konfiguration um ESPEasy von außen zu steuern, ist aber m.M.n. sehr übersichtlich (http://espeasy-ip/control?cmd=event,RelayOn).
Wer mag kann auch ein Lebenszeichen (Heartbeat) nach außen senden und Alarm schlagen falls dies ausbleibt. Ein recht einfache Methode um sich einen möglichen Stromausfall anzeigen zu lassen.

UPDATE: TASMOTA emuliert Hue, damit ist nichts weiteres notwendig.

Fazit

Kurzzeitig hatte ich überlegt einen Feuchtigkeitssensor in die Steckdose zu bauen und darüber einen Lüfter zu steuern. Allerdings gibt es genügend Lüfter mit eingebautem Sensor. KISS - Keep it simple, stupid. Daher - Aquaristikcomputer sind sicherlich eine feine Sache - wenn man sie braucht. Bei entsprechend teuren Tieren wird man sicherlich (und hoffentlich) keine Kosten scheuen um Vorsichtsmaßnahmen für mögliche Ausfälle zu treffen. Der Normalaquarianer wird mit Heizstab und Zeitschaltuhr alle Automation bekommen die er so braucht.

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